Hallo ihr Lieben,
heute ging es früh los, denn wir hatten uns ein tolles Programm für unseren zweiten Tag im Umland von Nizwa zurecht gebastelt. Unsere erste Station waren die Ruinen von Tanouf. Im Oman findet man überall alte, verlassene Lehmdörfer, die in den meisten Fällen vor sich hin zerfallen, weder abgesichert noch beschildert sind. Man wandelt also immer auf eigenes Risiko durch die Ruinen, was das Ganze aber natürlich auch deutlich spannender macht. Tanouf scheint immer noch ein eher unbekannter Ausflugsort zu sein, denn ich habe bisher noch nie viele Touristen hier getroffen. Durch die Ruinen zu klettern strahlt auf uns eine ganz besondere Faszination aus. Zum Einen spielen sich vor dem geistigen Auge Bilder und Geschichten ab, wie das Leben hier wohl ausgesehen haben mag, als der Ort für Menschen noch ein zu Hause war und kein Abenteuerspielplatz für kleine Entdecker wie uns. Zum Anderen teilen wir 3 eine absolute Sammler-Leidenschaft. Als Kind wollte ich ja immer Paläontologin werden – in solchen Momenten weiß ich dann wieder warum: kraxeln, buddeln, Sachen finden, sich freuen. Das Leben kann so schön sein! 🙂
Weiter ging es dann ins Wadi Ghul. Das Wadi liegt kurz vor dem Anstieg auf den Jebel Shams (3008m) und ist von der Straße aus gut zu sehen, klammert sich dort doch ein verlassener Ort eindrucksvoll an eine Felswand. Am Straßenrand trafen wir Teppichweber, die uns auf einen Kaffee und Datteln einluden und uns empfahlen, die Offroad-Piste bis zum verlassenen Örtchen A’Nakhar zu nehmen. Wir plauderten eine halbe Stunde mit Ihnen und erfuhren, wann und warum das Örtchen damals verlassen wurde. Die Omanis haben großes Interesse, mit ausländischen Besuchern ins Gespräch zu kommen. Zum Einen gibt es ihnen die Gelegenheit, ihrem Stolz auf ihre wunderschöne Heimat Ausdruck zu verleihen, zum anderen sind sie sehr neugierig und wissbegierig und nutzen die Gespräche immer, um selbst Fragen zu stellen. „Habt ihr in Deutschland auch ein Meer?“ „Schneit es bei Euch eigentlich die ganze Zeit“ „Wie heißt Euer Sultan?“Jede Begegnung hier hinterlässt Eindruck und hilft mir, Land und Leute besser zu verstehen.
Da wir früh dran waren und Offroad-Strecken immer eine tolle Sache sind, nahmen wir den Tipp, die Piste zu nehmen, gerne entgegen und machten uns auf dem Weg. Schnell zeigte sich dann, dass die Einschätzung, was eine „leichte“ Piste ist, von Omanis offensichtlich anders beurteilt wird. Nach all den Wochen bin ich wirklich geübt, was das Fahren abseits der asphaltierten Straßen betrifft, diese Piste stellte aber schon eine kleiner Herausforderung dar. Die spektakulären Felslandschaften um uns herum, machten aber alles wett und so kämpften wir uns tapfer durch, bis wir schließlich den verlassenen Ort erreichten. In den verlassenen Gebäuden fanden sich noch Tabletts, Korane, Geschirr und vieles mehr und wir fragten uns, wie lange diese Sachen wohl noch unangetastet bleiben würden.
Auf dem Weg zurück gerieten wir dann als Beobachterinnen in ein kleines Abenteuer, als wir aus der Ferne entdeckten, dass die Piste auf dem Rückweg durch ein steckengebliebenes Auto blockiert wurde. Es waren Omanis und nach dem Abenteuer in Shana machte sich ein bisschen Erleichterung breit, dass solche Dinge selbst Einheimischen passieren konnten. Als wir uns dem Auto näherten zeigte sich, dass die Jungs auf einen Stein aufgefahren waren und die Räder in der Luft drehten. Mit vereinten Kräften gelang es dann, das Auto aufzubocken, kleinere Steine unterzulegen und die jungen Männer aus ihrer misslichen Lage zu befreien.
Nachdem wir die Piste hinter uns gelassen hatten, ging es auf asphaltierter Strecke weiter auf den Jebel Shams. Der „Berg der Sonne“ ist die höchste Erhebung im Oman und bis auf die letzten Kilometer gut über eine ausgebaute Straße zu erreichen.
Der Ausblick von hier oben ist wirklich gigantisch!