Salam nach Hause!
Ich hoffe, es geht Euch allen gut.
Hier sind wieder einige Tage vergangen seit meinem letzten Blogeintrag. Ich habe das Gefühl, die Zeit rast im Moment nur so davon. Was schade ist, da ich gerne hier bin und noch so viel entdecken könnte und gleichzeitig ist es auch überhaupt nicht schade, denn ich freue mich WIE VERRÜCKT auf zu Hause.
Nun ein kleiner Recap:
An Tag 29 bin ich von Muscat in Richtung Sur gefahren. Die Strecke habe ich inzwischen schon häufiger zurückgelegt und finde sie jedes Mal wieder schön. Quer durch schroffe Berglandschaften, vorbei an bunt leuchtenden Ortschaften und schließlich offroad am türkis funkelnden Indischen Ozean entlang. In Sur angekommen erwarteten mich doch tatsächlich ein paar dicke schwarze Wolken und so warf ich meinen Plan an den Turtle Beach zu fahren über den Haufen und besuchte stattdessen die Dhow Manufaktur. Hier werden die großen Holzschiffe mit – aus unserer Sicht – primitivsten Mitteln nach wie vor handgefertigt. Als ich auf einem schmalen Holzbrett ca. 3 Meter nach oben auf eine der Dhows gekrabbelt bin und dort einen Handwerker ohne jegliche Arbeitsschutzkleidung mit ner halb auseinander fallenden Flex beobachten habe, musste ich kurz an unser Qualitätsmanagement denken und laut lachen. Genauso würde es ihm sicher gehen, wenn er unsere 500 Verfahren und Dokumente sehen könnte. Und beides funktioniert.
An Tag 30 ging es dann weiter – weg von der Küste – ins Landesinnere zum Wadi Bani Khalid. Dieses Wadi gewinnt regelmäßig bei der Wahl zum schönsten Wadi Omans. Ich kann nachvollziehen warum das so ist. Zwar ist es meiner Meinung nach nichts das Schönste, aber definitiv das Bequemste, da perfekt touristisch erschlossen. Kleines Restaurant, Sitzgelegenheiten, gute Beschilderung. So wie es sich der Pauschaltourist wünscht. Und eine grandiose Landschaft gibt’s natürlich on top.
An Tag 31 zog es mich einmal mehr in mein Lieblingsbergdorf Misfah Al Abriyeen. Damit bin ich übrigens in bester Gesellschaft, denn auch seine Majestät Sultan Qaboos schwärmt immer von Misfah als seinem Lieblingsort. Ich habe bislang keinen Ort gefunden, durch den man so wunderbar entlang des Falaj spazieren kann wie hier. Diesmal war außer mir kein einziger Tourist dort und so konnte ich den ganzen Tag völlig ungestört spazieren und Fotos schießen.
An Tag 32 werde ich zurück denken, als den Tag, an dem mir spontan 5000 graue Haare gewachsen sein müssen. Angefangen hatte der Tag eigentlich recht schön. Eine lange Fahrt durch die Pampa, aus dem Radio tönte „Die Chemie des Todes“ von Niyazis USB Stick. Vielleicht hätte ich ahnen können, dass das ein Omen ist, denn um ein Haar wäre ich vor Schreck tot umgefallen und von Maden und Fliegen aufgefressen worden. Aber von vorne. Ziel meiner Reise war Ibra. Hier findet jeden Mittwoch von 7 -13 Uhr der Frauenmarkt statt. Von Frauen für Frauen. Wobei sich inzwischen immer mehr Männer dazwischen mischen. Die wieder! Ich stöberte durch die bunten Stoffe und kaufte auf dem Gewürzsouq omanisches Masalah. Nachdem ich gestern fast liegen geblieben war (da über ca. 200km keine Tankstelle zu finden war) beschloss ich an diesem Tag vernünftig zu sein und das Auto vor der Rückfahrt voll zu tanken. Tankstelle angesteuert, Auto abgestellt, Griff in die Handtasche… Portemonnaie…. Portemonnaie… PORTEMONNAIE!!!!! Es war weg. UM GOTTES WILLEN. Völlige Panik machte sich breit. In meinem Kopf rauschten die letzten Stunden durch. Wo hatte ich es zuletzt gesehen? Am Gewürzsouq! Ich erinnerte mich, nach dem Einkauf meine Tasche etwas umgepackt zu haben. Da musste ich es vergessen haben. Wie eine komplett Geisteskranke habe ich das Auto gestartet und bin durch den Ort gerast, zurück zum Souq. Dort angekommen, habe ich den Wagen ohne groß nachzudenken mitten auf der Straße abgestellt, bin in den Laden gestürzt und konnte nur noch „Purse, Purse!“ stammeln… Die Jungs starrten mich leicht überfordert an, bis es einem von ihnen dämmerte und er mit großen Augen fragte: „Money Money???“ JAAAA MONEY MONEY! und schwubbs hielt er mein kleines schwarzes Portemonnaie in der Hand. Ich hatte es tatsächlich vor dem Geschäft liegen lassen. Und NATÜRLICH haben sie es aufgehoben und NATÜRLICH war alles unangetastet drin. Sofort schossen mir Tränen die Wangen hinunter, was die Jungs vollends überforderte. Sie verstanden dann aber, dass es absolute Freudentränen waren und freuten sich mit mir. Jetzt ist alles wieder gut!
Heute war ich dann zum Abschluss meiner Zeit in Nizwa nochmal auf dem wunderschönen Jebel Akhdar, um das Wadi Bani Habib zu erkunden. Das Wadi besteht aus 2 verlassenen Lehmdörfern. Eins ist über viele Treppen zu erreichen und meist recht gut besucht. Das Andere erfordert eine kleine Wanderung und ist dementsprechend deutlich ruhiger und besser erhalten. Als ich gerade wieder ins Auto steigen wollte, kam ich ins Gespräch mit einem älteren deutschen Mann. Ein bißchen Smalltalk, dann fragte ich ihn, wie es ihm denn im Oman gefalle. Hätte ichs mal gelassen, denn was nun folgte war eine Aneinanderreihung von so viel Blödsinn, dass ich meine ganzen Gesprächsführungsskills ausgraben musste, um ihm nicht einfach zu sagen, wie dumm ich seine Bemerkungen finde. Oman sei halt ein „Wüstenstaat“ohne Tradition und Geschichte. Bitte was?! Am liebsten hätte ich laut losgeprustet. Wir kamen übrigens nur deshalb ins Gespräch, weil er seine Frau alleine nach unten ins Dorf wandern ließ. Es war ihm zu heiß… Wenn das die Art ist, wie er das Land „erkundet“, dann wundert sein komplett missratener Eindruck nicht. Nachdem seine Frau von der kleinen Wanderung zurückkam, sagte ich zu ihr: „Schade, ihrem Mann gefällt der Oman nicht“ und ließ ihn mit seiner völlig irritierten Frau zurück. Ha!
Morgen geht es dann schon wieder zurück in die Hauptstadt für den Endspurt.
Machts gut,
Bine
P.s.: OBSTSALAT! MIT SAHNE!