Tag 7-8 – Abenteuer Stierkampf

Salam ihr Lieben,

Ich hoffe, es geht Euch allen gut und ihr habt die erste Woche des neuen Jahres glücklich und gesund überstanden.

Bei mir beginnt nun so langsam der erste Endspurt. Am Montag verlasse ich Muscat und mache mich auf die 1000km lange Reise in den Süden nach Salalah.

Vorher habe ich aber noch einige Programmpunkte in der Hauptstadt abgehakt. Nachdem sich das Wetter erfreulicherweise wieder stabilisiert hat, macht es auch wieder richtig Spaß, morgens aufzuwachen und loszuziehen. An Tag 7 verschlug es mich morgens einmal mehr in die Sultan Qaboos Moschee. Hier war ich zwar schon ein paar Mal, aber je nach Wetter und Touri-Aufkommen, ist es doch jedes Mal wieder schön und anders. Diesmal waren so viele Touristen da, wie noch nie. Busse bis unter den Rand vollgepackt mit interessant verschleierten Westlern, die wie kleine Ameisen ihren Guides durch die Anlage folgten. Ich habe versucht, mich möglichst weit davon zu distanzieren und etwas abseits der Pfade zu spazieren, was mir auch ganz gut gelungen ist. Mit viel Überzeugungswillen konnte ich einen Wächter am Ausgang überreden, mich nach 11 Uhr – als alle Touris schon rausgeworfen wurden (die Moschee schließt ihre Tore ab 11 Uhr für Nicht-Muslime) – noch ein paar Fotos machen zu lassen. „Nur noch 2 Minuten“, habe ich gefleht 😉

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Anschließend habe ich mich nochmal in Richtung Wadi Tiwi aufgemacht. Da hatte es mir damals mit Khalfn so gut gefallen, dass ich noch einmal hin wollte. Auf dem Weg ist mir dann das leckerste Hühnchen aller Zeiten serviert worden und als wäre das nicht schon genug, ist mir diese Bande vor die Linse geraten.

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Ein toller Tag.

An Tag 8 war ich mit Sufyan für den Stierkampf in Seeb verabredet. Leider konnte er mich nicht begleiten, weil er auf der Arbeit einspringen musste, schickte mir aber die Koordinaten und so machte ich mich alleine auf, in das vermutlich größte Abenteuer während meiner Omanreise.

Stierkampf im Oman

Freitagnachmittags ist in Oman Stierkampf angesagt und um es gleich vorweg zu nehmen völlig UNBLUTIG. Hier stirbt kein Stier, es fließt kein Tropfen Blut. Die stolzen Stierbesitzer bringen ihre Prachtexemplare in die sandige Arena und lassen sie gegeneinander antreten. Das Spektakel beginnt immer um 16 Uhr, abwechselnd in Seeb oder Barka. Als ich um kurz vor 16 Uhr ankam, war es noch recht ruhig und so konnte ich mir ein gutes Plätzchen in sicherem Abstand zum „Ring“ auf einer kleinen Anhöhe umringt von Omanis suchen. Ich war die einzige Frau und die einzige Touristin. Meine anfängliche Unsicherheit, ob meine Anwesenheit erwünscht war, verflog, als mir Sitzmöglichkeiten und Getränke angeboten wurden und ich mit den ausgesprochen netten Besuchern ins Gespräch kam. Um 16:30 Uhr ging es dann endlich los. Jeweils 2 Stiere werden von ihren Besitzern in den Ring geführt, am Bein mit einem Seil versehen, an dem sie kontrolliert werden können, sollten sie einmal versuchen abzuhauen. Soweit die Theorie… 5 Kämpfe lang ging das auch im Großen und Ganzen gut. Dann kam „mein“ Stier an die Reihe. Der Größte und Schönste, der die ganze Zeit vor mir Stand und auf seinen großen Auftritt wartete. Für ihn hatte ich gewissen Sympathien entwickelt und war gespannt, wie er sich schlagen würde. Die Antwort kam prompt. Es dauerte keine 20 Sekunden, da hatte er bereits so dermaßen eins auf die Nuss bekommen, dass er wohl weiterer Blamage entgehen wollte, sich umdrehte und losrannte. Natürlich nicht in irgendeine ungefährliche Richtung. Nein! Genau auf mich zu! Und damit meine ich wirklich GENAU! Und wie das so ist, erkennt man die Gefahr nicht gleich und so machte ich noch munter Fotos und dachte: Cool! Action! Doch dann wurde mir schlagartig klar: Keine Action, pure Panik! Da rennen hunderte von Kilos auf mich zu, mit 2 riesigen Hörnern. Alles um mich herum sprang auf. Zuerst versuchte ich noch hinzuschauen, um die Laufrichtung des Stiers ausmachen und mich dementsprechend  bewegen zu können. Das klappte allerdings nicht lange. Irgendwann ist die Panik einfach zu groß, die Zeit, bewusste Entscheidungen zu treffen zu kurz – man will nur noch weg! Ich weiß nicht wie, aber irgendwie bin ich in Bruchteilen von Sekunden die Anhöhe auf der ich stand nach hinten hinuntergestolpert und habe mich an die Dishdasha eines Omanis geklammert. Der packte mich unter seinen Arm und zog mich „come, come!“-schreiend mit. Zwischen Autos gekauert, wagte ich einen Blick zurück und sah den Stier direkt hinter mir. In vollem Tempo. In seinem Fluchtreflex traf er zum Glück eine überraschende Entscheidung und sprang nicht auf den Omani und mich, sondern auf das Auto, neben das wir uns gesetzt hatten. Und auf einmal war er weg. Und mein Puls auch. Wir schauten uns an und waren alle sichtlich erleichtert aber auch kreidebleich und schockiert. Ich habe schon die Nachrichten gesehen: Deutsche Touristen wird beim Stierkampf im Oman aufgespießt und wie die Kopfschüttler vor dem Fernseher sitzen und sich fragen: „Wer macht denn auch sowas?!“

Stierkampf Oman

Stierkampf Oman

Das letzte Foto…:

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Nach der Aufregung und dem Adrenalinflash war an Tag 9 erstmal ausschlafen angesagt. Mittags habe ich mich dann noch auf die verzweifelte Suche nach Wadi Suwayh gemacht, es jedoch leider nicht gefunden. Ein bisschen Frust gehört dazu.

Habt ein schönes Wochenende,

bis bald,

Eure Bine. (Sie lebt!)

P.s.: Löschzwerg! <3

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