Während meiner letzten Reise in den Oman habe ich mir einige Themen vorgenommen, die ich gerne genauer recherchieren wollte. Eines davon ist das Omanische Halwa. Wenn es um die kulinarischen Schätze des Oman geht, steht das berühmte Halwa ganz oben auf der Liste. Diese traditionelle Süßspeise ist nicht nur ein Genuss für den Gaumen, sondern auch ein Symbol für Gastfreundschaft. Ob bei Hochzeiten, religiösen Festen oder als besondere Geste für Gäste – omanisches Halwa darf nicht fehlen.
Doch was macht dieses Dessert so besonders?
In diesem Beitrag tauchen wir tiefer in die Geschichte des omanischen Halwa ein, erläutern seine Herstellung und verraten, warum es weit mehr als nur eine Süßigkeit ist – es ist ein Stück omanischer Identität.
Die Geschichte von Omanischem Halwa
Die genaue Entstehung von Halwa ist nicht exakt datiert. Shamis, der Besitzer der größten Halwa Fabrik in Nizwa, sagte mir, dass es seit etwa 400 Jahren hergestellt wird. Der Oman war ein bedeutendes Handelszentrum, insbesondere während der Blütezeit des Sultanats (17.–19. Jahrhundert), als es enge Handelsbeziehungen zu Persien, Indien und Afrika pflegte. Diese Beziehungen beeinflussten auch die Entstehung des omanischen Halwa und insbesondere seine Rezeptur. Oman war berühmt für seinen Gewürzhandel, vor allem mit Safran, Kardamom und Rosenwasser, die wesentliche Bestandteile des Halwas sind. Außerdem geht man davon aus, dass Persische Süßwaren wie „Sohan“ und indische Halwa-Varianten die omanische Rezeptur beeinflusst haben.
Besuch der Halwa Fabrik in Nizwa
In Nizwa und vielen anderen Städten Omans wird das Halwa noch in traditioneller Manier hergestellt. Die Familie Al Saifi betreibt seit 1973 die größte Halwa Fabrik in Nizwa. Ihr Gründer Saif bin Shams Al Saifi Al Halawi erlernte das traditionelle Handwerk bereits in seiner frühen Kindheit und gab es an seine Söhne und Neffen weiter, die heute das Unternehmen in 3. Generation führen.

Früher wurde omanisches Halwa traditionell in großen Kupferkesseln über Lehmöfen erhitzt, die mit Akazienholz befeuert wurden. Dieses Holz wurde wegen seines intensiven und gleichmäßigen Feuers geschätzt, das die lange Kochzeit des Halwas unterstützte. Kaum zu glauben, aber das Akazienholz stammte sogar aus dem Oman. Die Acacia tortilis (Schirmakazie) gilt als sehr widerstandsfähig und ist in der omanischen Wüste weit verbreitet.

Wie sieht es heute aus?
Heutzutage hat sich die Herstellung von Halwa modernisiert: Viele Produzenten nutzen nun große industrielle Gasbrenner, um eine gleichmäßige Hitze zu gewährleisten. Das spart Zeit und erleichtert die Kontrolle der Temperatur. Während früher traditionell per Hand mit langen Holzlöffeln gerührt wurde, helfen heute häufig große Rührmaschinen, um die gleichmäßige Konsistenz zu gewährleisten.
Und was ist jetzt eigentlich genau dieses Omanisches Halwa?
Omanisches Halwa wird aus einer einzigartigen Mischung von Zutaten hergestellt, die ihm seine besondere Konsistenz und sein reichhaltiges Aroma verleihen. Hier sind die wichtigsten Bestandteile:

Grundzutaten:
✅ Zucker oder Dattelsirup – Die Basis für die Süße, traditionell oft mit Dattelsirup für eine tiefere Geschmacksnote.
✅ Wasser & Rosenwasser – Verleiht dem Halwa eine duftende, leicht blumige Note.
✅ Maisstärke oder Mehl – Wird als Verdickungsmittel verwendet, um die charakteristische zähe Konsistenz zu erzeugen.
✅ Ghee – sorgt dafür, dass das Halwa eine glatte, leicht zähe Textur bekommt, ohne zu klebrig oder trocken zu sein. Es verstärkt außerdem das Aroma von Safran & Kardamom und erhöht die Haltbarkeit.
Je nach Geschmack wird das Omanische Halwa dann mit weiteren Zutaten verfeinert. Hierzu zählen z.B. Feigen, Honig, Kaffee und Nüsse.


Die Herstellung einer Ladung Halwa dauert ca. 4-5 Stunden, bevor die zähe Masse für 1-2 Tage trocknen muss. An einem normalen Tag werden bei den Al Saifis ca. 1.500 Kilogramm Halwa hergestellt. Während des Ramadan und besonderer Feiertage sogar bis zu 11.000 Kilogramm pro Tag.
Die Bedeutung von Halwa in der omanischen Kultur
Omanisches Halwa ist nicht einfach nur eine Süßspeise – es ist ein zentraler Bestandteil der omanischen Identität und steht für Gastfreundschaft, Respekt und Zusammengehörigkeit. In Oman gilt es als eine Geste der Wertschätzung, wenn man seinen Gästen Halwa serviert, oft begleitet von frisch gebrühtem Kahwa (arabischer Kaffee). Es ist ein Zeichen der Großzügigkeit und wird traditionell in einer großen Schale gereicht, aus der sich alle bedienen – ein Symbol für Teilen und Gemeinschaft.
Seine Bedeutung reicht weit über den alltäglichen Genuss hinaus. Bei Hochzeiten, Familienfeiern, religiösen Festen wie Eid oder Nationalfeiern darf Halwa nicht fehlen. In vielen Haushalten wird es Gästen angeboten, selbst wenn der Besuch spontan ist – eine herzliche Geste, die zeigt, wie tief Halwa in der omanischen Kultur verwurzelt ist. Ob frisch aus dem Kupferkessel oder kunstvoll in einer Schale serviert – Halwa ist eine Geschmacksexplosion, die man erlebt haben muss.
Hast du omanisches Halwa schon einmal probiert? Wenn ja, wie hat es dir geschmeckt? Oder steht es noch auf deiner kulinarischen Bucket List? Lass es mich wissen! 😊
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Ma’a salama und tausend Dank an die Familie Al Saifi!
